Ideenursprung
Seit vielen Jahren bin ich aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr meines Heimatortes Wilhelmshorst bei Potsdam. In Ausübung dieser Tätigkeit hatte ich viele verschiede Erlebnisse gehabt, darunter auch traumatisierende. In dieser Zeit fiel mir immer wieder auf, dass die Einsätze speziell bei Unfällen mit schwer verletzten Menschen nachhaltig belastend sind. Die Wahrscheinlichkeit, mit solchen Situationen konfrontiert zu werden, ist sehr hoch – gehört schließlich zum Beruf (ehrenamtlichen Tätigkeit). Die schrecklichen Bilder der gesehenen Verletzungen bleiben sehr lange in Erinnerung und können nach meiner persönlichen Erfahrung auch den Alltag stark beeinträchtigen.
Nach umfangreichen Recherchen zu schweren Verkehrsunfällen, Zugunglücken, Suiziden, Terroranschlägen, Naturkatastrophen und anderen Situationen, in denen Menschen besonders schwer verletzt wurden, bin ich auf die vielen psychischen Langzeitfolgen der Ersthelfer vor Ort gestoßen, welche oft lange Therapien zur Heilung benötigen. Zu den schlimmsten Beispielen zählen unter anderem das ICE-Unglück in Eschede (1998) und der Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin (2016). Egal, ob die Einsatzkräfte aus Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Bundeswehr, DB Notfallmanagement oder anderen Organisationen kommen, das, was sie vor Ort zu sehen bekommen, brennt sich bei den meisten ins Gedächtnis ein.
Die Folgen dieser Einsätze reichen von schlaflosen Nächten, erhöhter Reizbarkeit, Angespanntheit und Angst bis hin zur posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Jeder setzt sich mit den belastenden Erlebnissen auf die eigene Art auseinander. Nicht selten gehen Beziehungen und ganze Existenzen zugrunde: selbst erfahrene und gestandene Retter können aufgrund enormer psychischer Belastung ihre Jobs verlieren und/oder ihre Familien verlassen. Dieses hohe, bisher kaum wahrgenommene Ausmaß an negativen Spätfolgen war der Auslöser für meine Überlegungen, wie man ihnen vorbeugen und die Einsatzkräfte „an der Front“ präventiv davor schützen kann. Die Großeltern eines Freundes lieferten den ersten Ansatzpunkt, ohne davon zu wissen. Sie konnten früher ohne Probleme Krimis schauen, selbst wenn dort „Blut geflossen“ ist. Damals war das Fernsehen Schwarz-Weiß und die Farbe des Blutes dementsprechend GRAU. Seit Zeiten des Farbfernsehens drücken sie immer die Augen zusammen, weil sie das Blut in seiner natürlichen roten Farbe nicht sehen können: das nimmt sie viel mehr mit. Kein Wunder: Die Farbe des Blutes ROT brennt sich nachweislich ins Gedächtnis ein und hält die negativen Erlebnisse lange im Gedächtnis fest.
Also kam ich auf die Idee, die intensive Blutfarbe ROT zu „entfärben“.
Diese Idee nahm Gestalt, als ich ein Video von einem weinenden Menschen sah, der eine polarisierende Brille für farbenblinde Menschen aufsetzte und damit seine Welt zum ersten Mal „in Farbe“ sah. Der Grundgedanke war, ob es nicht möglich sei, eine Brille mit umgekehrter Wirkung zu entwickeln, also eine Beschichtung auf Brillengläser so aufzutragen, dass sie die Farbe des Blutes anders darstellt, die anderen Farben aber original wiedergibt. Das heißt: STOP-Schilder, rote Kleidung, Vorfahrtsschilder, Krankenwagen, Feuerwehr etc. müssen weiterhin in Rot erscheinen und als solche erkennbar bleiben. Der Clou: Die Beschichtung verfärbt keine Warnschilder, die den Ersthelfern anzeigen, ob am Einsatzort Strom fließt, Explosionsgefahr besteht, Erstickung droht etc.